![]() |
![]() |
![]() |
||
Seilbahnen in *Berlin um 1950![]() 1998 - am "Potsdamer Platz" ![]() Unter den Linden ![]() [...] In *Hollywood wurde T. Coraghessan Boyles politisch korrekter Bestseller The Tortilla Curtain (dt. América) aufwendig verfilmt als Parabel über die Migranten aus Mexiko. Von illegalen Immigranten handelt auch der Film "Brothers in Trouble", in dem der in England aufgewachsene Inder Udayan Prasad den konfliktträchtigen Alltag in Londoner Quartieren zeigt, in denen die Einwanderer vom indisch-pakistanischen Subkontinent schon die Mehrheit der Bevölkerung stellen. "Harte Unterhaltung" nach Art der Briten ("Mein wunderbarer Waschsalon") wollen auch die jungen deutsch-türkischen Filmemacher wie Neco Çelik bieten, der neben seinem Job als Sozialarbeiter im *Berliner Jugendtreff Naunynritze einen Film für den WDR dreht. Alltag der Berlin-Türken ist das Thema der Filme von Thomas Arslan ("Dealer") oder Yüksel Yavuz ("Aprilkinder"). Der Regisseur Kutlug Ataman, der nach etlichen Jahren in Berlin, aber auch in Paris und Los Angeles, heute wieder in Istanbul arbeitet, bietet mit seinem Film "Lola und Bilidikid" eine multikulturelle Mixtur aus türkischem Melodram, deutscher *Familiengeschichte und *amerikanischem Thriller, aber auch die anrührende Liebesgeschichte zweier Männer im Kiez: Lola, Türke und Transvestit und Star der nächtlichen Show, verdreht dem 17jährigen Murat den Kopf Verwirrung der Gefühle. Das Thema scheint seit kurzem bei Filmemachern und Medienleuten, aber auch bei einem Teil des Publikums, auf so lebhaftes Interesse zu stoßen, daß das Amsterdamer Dokumentarfilm-Festival ihm mit einer eigenen neuen Reihe unter dem Titel "Global Motion" ein vielbeachtetes Forum bietet für Filme über Flüchtlinge, Migranten, Asylanten. Im österreichischen Linz haben Sabine Derflinger und Bernhard Pötscher ihren Dokumentarfilm "Achtung Staatsgrenze!" in einem Abschiebungsgefängnis gedreht. Maurizio Zaccaro schildert in seinem Film "Articolo 2" die vergeblichen Versuche des Algeriers Mohamed, seine "zweite" Familie bei sich in Italien aufzunehmen, in der sein Status freilich als Bigamie verfolgt wird. Der Film "Winterblume" des in Köln lebenden Kadir Sözen beschreibt in eindringlichen *Bildern den illegalen Versuch eines abgeschobenen Türken, zu seiner Familie zurückzukehren. Mehmet Umut erfriert im *Schnee eines *Alpenpasses, während das Gericht das Urteil fällt, seine Rückkehr doch noch zu erlauben. Meist aber steht am Ende des Verfahrens, nach Jahren zermürbenden Wartens unter Fremden in Asylunterkünften, mit fremder Kost und bei strengem Arbeitsverbot, die Abschiebung, die in Österreich 'Schubhaft' heißt und in der Schweiz 'Ausschaffung'. [...] Ausschnitt aus: *Migrationsdiskurs im Kurz- und Dokumentar*film Peter von Guntens They teach us how to be happy und Pepe Danquarts Schwarzfahrer *Hess-Lüttich Ernest [...] Der Vierzeiler ist so gebaut, dass Sämann und Strickstrumpf in Opposition zu einander stehen, durch ihre Position, am Ende der ersten bzw. der letzten Zeile, und als die beiden einzigen Spondeen. Das lädt dazu ein, dieser Opposition weiter nachzudenken. Beides sind auch *Bilder für geistige Tätigkeiten. Der Saemann ist seit dem bei den Synoptikern überlieferten Gleichnis Jesu (Matth. 13, 4 ff; Mk. 4, 3 ff.; Luk. 8, 5ff.) Bild und Inbegriff dessen, der eine Botschaft zu verkünden hat. *Keller.html'>Gottfried Keller spielt damit, wenn er Heinrich von seinem Oheim, dem verbauernden angehenden Pfarrer im Dorf, sagen lässt: In Anwartschaft seines höheren Amtes übte er sich, als Saemann den göttlichen Samen in wohlberechneten Würfen auszustreuen und das Böse in Gestalt von wirklichem Unkraut auszujäten. (Der grüne Heinrich, Erste Fassung, 4. Kapitel) Auch Strickstrumpf hat sich als Bild geistiger Tätigkeit eingebürgert. Der früheste Beleg, den das Grimmsche Wörterbuch dafür bietet, stammt aus dem Brief *Goethes an *Schiller vom 30. Dezember 1795, in dem Goethe über hunderterlei Arten von Geschäftigkeiten und hunderterlei Arten von Müssiggang klagt und feststellt: mein Roman - es handelt sich um den "Wilhelm Meister" - gleicht indessen einem Strickstrumpf, der bei langsamer Arbeit schmutzig wird. Gottfried Keller stand also in der Goethe-Nachfolge, als er Ende 1854 aus *Berlin an Ferdinand Freiligrath schrieb, dass es ihm ganze Vierteljahre unmöglich war, den verfluchten Strickstrumpf - den "Grünen Heinrich" - auch nur anzurühren. [...] Ausschnitt aus: Für Michael Böhler *Pestalozzi Karl [...] Als Elisabeth Schüler 1894 den Arzt Berthold Lasker heiratet, zieht sie mit ihm vom ländlichen Elberfeld, ihrem Geburtsort in die Stadt Berlin, jener Stadt, der Mdme de Staël gerade aufgrund ihres rasanten Wachstums ein Fehlen von Geschichte attestierte: Berlin (...) comme il ny a pas long-temps quelle est rebâtie, on ny voit rien qui retrace les temps antérieurs. (de Staël, 147) Im Geschichtsvakuum der Stadt geht der Künstler auch seiner eigenen Biographie verlustig. Es wird ihm in der Geschichtslosigkeit nicht nur möglich und notwendig, seine Zukunft neu zu gestalten - auch die persönliche Vergangenheit kann hier rückwirkend einer Überarbeitung unterzogen werden, welche die momentane Situation als Künstler, insbesondere als Grossstadtkünstler erklärt und legitimiert: Else Lasker-Schüler, die im eigenen Atelier zu schreiben, malen und fotografieren beginnt, ändert alsbald ihr Geburtsjahr von 1869 in 1879. Sie verdreht, kaschiert, übertreibt und fabuliert die Herkunft und den Beruf der Eltern. Sie stilisiert sich selbst zum Wunderkind, das mit zwei Jahren bereits ein untrügliches Gehör für Reime hatte und drei Jahre später schon zur vollendeten Dichterin erwuchs: [...] Definiert sich die moderne Grossstadt nicht zuletzt über den Kontrast zur ländlichen Gegend, so sieht sich der Künstler der Moderne, selbst nach einer anfänglichen Faszination, mehr und mehr abgestossen vom Moloch der Metropole und flüchtet, wie unter dem Motto ðLos von BerlinÐ geschehen , zurück aufs Land, auch wenn so eine Ausflucht meist wenig mehr als ein Ausflug ist und allein dazu dient, mal kurz Kräfte, Inspiration und Material zu tanken. Dem gegenüber stehen Künstler wie Ludwig Meidner, Georg Heym oder Alfred Lichtenstein, welche die Grossstadt als ihre ureigene Stoffquelle erkennen. Betrachtet man nun die Werke Else Lasker-Schülers, insbesondere ihre Gedichte, so ist man zunächst wohl versucht, sie, wenn nicht gleich der Naturlyrik, so doch einer blühenden und reinen Natur, nicht aber der Stadt verhaftet anzusehen. Ihre ruhigen, oft meditativen Betrachtungen einer (anscheinend) paradiesischen Umgebung sind allzu verschieden von den sausenden Lichtkegeln, Menschenfetzen und dröhnenden Farbmassen eines Ludwig Meidner, als dass sie auf demselben Nährboden gedeihen könnten. Da mag es überraschen, dass in Reaktion auf den Rückzug der Künstler aufs Land, es gerade auch Else Lasker-Schüler war, die ihre Kollegen zurück in die Stadt rief: [...] Ausschnitte aus: Ein Prototyp: Else Lasker-Schüler - Dichterin in der *Metropole *Berlin um 1900 *Binotto Johannes [...] Fremdes, Neues wird am Eigenen gemessen und damit "ange-eignet", einverleibt. Veränderung ist folglich unumgänglich. *Robert Walser war in Berlin ein Immigrant auf Zeit. Mehrmals hielt er sich in der Stadt auf, manchmal nur sehr kurz, auch einmal über Jahre. Doch seine Kontakte zu Berlin, waren durch ein "In-die-Fremde-aufbrechen" und ein "Nach-Hause-kehren" gekennzeichnet. Ihn jedoch als* Tourist zu bezeichnen, liegt mir fern, zu fest scheint er sich auf das Leben am jeweiligen Aufenthaltsort eingelassen zu haben. Spannend ist, wie sich im Folgenden zeigen wird, dass bei Walser das Zuhause und die Fremde nicht ortsgebunden sind, so auch im Falle der Schweiz und Berlin. Dies mag eine umso stärkere Auseinandersetzung mit dem Fremden und dem Eigenen mit sich gebracht haben. Für die Zuwanderer aus der Schweiz stellt Berlin nicht nur eine Auslanderfahrung dar, sondern vor allem die Konfrontation mit dem *Metropolendiskurs, den sie nur in der Fremde machen können. Die beiden grossen Schweizer Städte Zürich und Genf stehen nur bedingt im Mittelpunkt des politischen Weltgeschehens, es sind keine wirklichen Indurstrie- und Massenkulturzentren, und sie sind vielleicht einfach schlichtweg zu klein, als dass man auch nur eine von ihnen als "Weltstadt", wie Walser Berlin bezeichnet, wahrnehmen könnte. Berlin ist die Welt, wer in Berlin besteht, besteht überall. "Eine Stadt wie Berlin ist ein ungezogener, frecher, intelligenter Bengel, bejahend, was ihm so passt, und wegwerfend, wessen er überdrüssig geworden." (Berlin und der Künstler, 1910) Berlin entscheidet also über Gedeih und Verderb ihrer Künstler. Berlin ist Herausforderung, Messlatte. Diese Vorstellung, die in vielen Köpfen der kulturell tätigen Ankömmlinge geherrscht haben mag, beschränkte sich aber gerade bei Robert Walser nicht nur auf den beruflichen Erfolg, sondern sie stellte ein alles umfassender Lebenskampf dar. "Ich setze voraus, dass irgendwo ein redlicher Lebenskampf vorhanden ist, der auf mich wartet, den ich daher aufsuchen muss. Träge Schönheit, lauen weichlichen Sommergenuss, Säumen, Verweilen, Zaudern vermag ich auf die Dauer nicht ertragen; [...]. Ich bilde mir ein, dass Berlin die Stadt sei, die mich entweder stürzen und verderben oder wachsen und gedeihen sehen soll. Eine Stadt, wo der rauhe, böse Lebenskampf regiert, habe ich nötig. Eine solche Stadt wird mir gut tun, wird mich beleben. Eine solche Stadt wird mich begünstigen und zugleich bändigen. Eine solche Stadt wird mir zum Bewusstsein bringen, dass ich vielleicht nicht gänzlich ohne gute Eigenschaften bin. In Berlin werde ich in kürzerer oder längerer Zeit zu meinem wahrhaftigen Vergnügen erfahren, was die Welt von mir will und was meinerseits ich selber von ihr zu wollen habe." (Würzburg, 1915) [...] Ausschnitt aus: *Robert Walser zwischen der Schweiz und *Berlin *Schibli Barbara |
||||
![]() |
||||