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Wenn er jetzt noch einmal wiederkäme? An einem schönen Sommernachmittag plötzlich dastehen würde an der Reling eines Vierwaldstättersee-Dampfers? Er wäre ein alter, aber noch rüstiger Herr im dunklen Gehrock, die weissen Locken etwas zerzaust vom Fahrtwind. Wehmütig schmunzelnd würde er sich daran erinnern, wie er am 19. Juni 1775 erstmals diesen *See befahren hat, als 25-jähriger Rechtsanwalt aus Frankfurt, unterwegs zum *Gotthard. Auch auf seiner zweiten Schweizerreise von 1779 hat Johann Wolfgang *Goethe, vom Furkapass her kommend, den Gotthard bestiegen. Zum dritten Mal ist er im Herbst 1797 auf den Pass gewandert nun schon ein* Tourist seiner selbst, auf den Spuren der früheren Eindrücke. Und jetzt spürt er offenbar erneut "ein wundersames Verlangen, jene Erfahrungen zu wiederholen und zu rektifizieren", wie er damals an *Schiller schrieb.
Ausschnitt aus: Mit *Goethe zum *Gotthard
Ein Wandervorschlag für GermanistInnen und andere Bewegte
Wyder Margrit
NIGHT LINE
für Michael *Böhler, von Erdle Birgit R.,
in der *Erinnerung an die ganz kurze Erzählung von einer langen Fahrt im City Night Line. Entsprechend kurz ist diese Reminiszenz, eine mail, nichts festschriftliches, in der Form eines Zitats. Es ist ein zufälliger Fund, an der Stelle, an der sich die *Reiseroute zwischen Zürich und *Berlin mit den Wegen der Assoziation kreuzt. Das Zitat misst eine grosse zeitliche Distanz aus, denn die Reise, auf die es sich bezieht, fand vermutlich im Jahr 1917 statt, am 31. Juli. Abfahrts- und Ankunftsort sind nicht überliefert, und auch nicht, wie lange die Fahrt dauerte: "In einem Eisenbahnzug sitzen, es vergessen, leben wie zuhause, plötzlich sich erinnern, die fortreissende Kraft des Zuges fühlen, Reisender werden, die Mütze aus dem Koffer ziehn, den Mit*reisenden freier, herzlicher, drin*gender begegnen, dem Ziel ohne Verdienst entgegengetragen werden, kindlich dies fühlen, ein Liebling der Frauen werden, unter der fortwährenden Anziehungskraft des Fensters stehn, immer zumindest eine ausgestreckte Hand am Fensterbrett liegen lassen. Schärfer zugeschnittene Situation: Vergessen dass man vergessen hat, mit einem Schlage ein im Blitzzug allein reisendes Kind werden, um das sich der vor Eile zitternde Waggon anstaunenswert im Allergeringsten aufbaut wie aus der Hand eines Taschenspielers."
Wo spielt Generation X? - Ein Thema, das Michael *Böhler und mich wiederholt beschäftigte, seit wir uns, ich glaube, es war in meiner ersten Sprechstunde im Rahmen eines einführenden Small Talks, mit dem Thema *USA auseinandersetzten. In unregelmässigen Abständen tauchte dann auch bei näherer Bekanntschaft die Frage wieder auf, über die wir uns nicht einig werden konnten, ob das 1991 erschienene Kultbuch von Douglas Coupland im grünen Norden ("irgendwo bei Seattle, in Oregon, oder gar auf der Olympic Peninsula?"), oder aber im Süden (Assoziationen von Wüste, Staub und glühendroten Sonnenaufgängen) der *amerikanischen Westküste sich abspiele.
Ich möchte die Gelegenheit einer topographischen Lektüre nun beim Schopf packen, nicht zuletzt im Hinblick auf *Michael Böhlers eigene baldige Abenteuerfahrt vom Norden in den Süden der USA: Welches sind die Schauplätze, an denen sich der Roman abspielt? Und was haben die Aufenthaltsorte von Dag, Claire und Andrew, den Protagonisten von Generation X, mit ihrer besonderen Weltanschauung, wenn es denn eine ist, zu tun?
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Wo spielt Couplands Generation X? Eine *Reise durch den Westen Nordamerikas.
Kolberg Sonja
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