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[...] II Stadt Land Definiert sich die moderne Grossstadt nicht zuletzt über den Kontrast zur ländlichen Gegend, so sieht sich der Künstler der Moderne, selbst nach einer anfänglichen Faszination, mehr und mehr abgestossen vom Moloch der Metropole und flüchtet, wie unter dem MottoðLos von BerlinÐ geschehen , zurück aufs Land, auch wenn so eine Ausflucht meist wenig mehr als ein Ausflug ist und allein dazu dient, mal kurz Kräfte, Inspiration und Material zu tanken. Dem gegenüber stehen Künstler wie Ludwig Meidner, Georg Heym oder Alfred Lichtenstein, welche die Grossstadt als ihre ureigene Stoffquelle erkennen. Betrachtet man nun die Werke Else Lasker-Schülers, insbesondere ihre Gedichte, so ist man zunächst wohl versucht, sie, wenn nicht gleich der Naturlyrik, so doch einer blühenden und reinen Natur, nicht aber der Stadt verhaftet anzusehen. Ihre ruhigen, oft meditativen Betrachtungen einer (anscheinend) paradiesischen Umgebung sind allzu verschieden von den sausenden Lichtkegeln, Menschenfetzen und dröhnenden Farbmassen eines Ludwig Meidner, als dass sie auf demselben Nährboden gedeihen könnten. Da mag es überraschen, dass in Reaktion auf den Rückzug der Künstler aufs Land, es gerade auch Else Lasker-Schüler war, die ihre Kollegen zurück in die Stadt rief: Donnerwetter, mutig ist es eben, mitten in der Stadt sich unter Verschiedenart der Menge zu begeben. Wir Künstler sind doch Erschaffende, in uns liegt das Material. Zieht sich Gott etwa auf ein Dorf zurück? Wie der ästhetisch Schaffende seine Romanseele lüftet auf der Weide in Worpswede oder Lüneburger Heide. (...) Meine Liebe zu der Stadt Berlin, zu allen großen Städten, schließt natürlich meine Liebe zu den Wiesen und Wäldern keineswegs aus. Ich entzücke mich wie keine zweite über alles, was wächst auf der Erde (...) Aber zum Dichten und Zeichnen habe ich mich vor allen Dingen und von allen Dingen am nötigsten. (GW I, 638ff.) Dass es Else Lasker-Schüler, selbst immer wieder gequält und abgestossen von den Bedingungen der Grossstadt, mit diesem Aufruf zur Rückkehr in die Metropole ernst war und wie sehr ihr diese als Ort der künstlerischen Tätigkeit gar unüberwindlich schien, das zeigen ihr eigenen Fluchtversuche aufs Land zum Maler und *Freund Franz Marc. [...] Ausschnitt aus: Ein Prototyp: Else Lasker-Schüler - Dichterin in der *Metropole *Berlin um 1900 Binotto Johannes [ ... ] Dieses Ergebnis findet sich in den Abbildungen und Farbfotos bestätigt. Landschaftsansichten werden kaum als Selbstzweck präsentiert. Im Blickpunkt stehen die Sporttreibenden und die zur Sportart gehörenden modischen Accessoires. Freilich wird in den Abbildungen nicht auf einen stimmungsvollen landschaftlichen Hintergrund verzichtet. Die Landschaft bleibt dabei aber oft ausschnitthaft und nicht namentlich erwähnt. Letztlich dient die *Ästhetisierung der Alpen der Inszenierung der Sporttreibenden. Die Alpen bilden die landschaftliche Folie für die Identitäts- und Gruppenbildung. Ein weiterer Bildgebungsprozess vollzog sich in den Diskussionen des Alpenschutzes: Vom Bild der Naturlandschaft, zum labilen Ökosystem bis hin zur Modellregion Europas. Die Vorstellung einer "heilen Bergwelt" erschien angesichts der Veränderungen durch Massentourismus, Verkehr und Wasserkraftnutzung seit den 1950ern zunehmend überholt. In Publikationen von Umweltverbänden und verschiedenen Medien entstanden deshalb Alpendarstellungen, die sich auf spezifische Probleme wie den Transitverkehr oder den Bergwald konzentrierten. So werden die Alpen beispielsweise als Transitraum, als verschandelte Tourismuslandschaft, als Katastrophenraum oder als labiles und gefährdetes Ökosystem beschrieben. Teilweise orientierte sich dabei die Wahrnehmung und Bewertung an den vermeintlichen Idealen des tradierten romantischen Alpenbildes. In den letzten Jahren sind Bemühungen ersichtlich, diese durch einen urbanen Kontext beeinflussten Alpenbilder kritisch zu hinterfragen und an der Realität im Alpenraum zu überprüfen. [ ... ] Ausschnitt aus: Von der Bergeslust und anderen Selbstverständlichkeiten kulturtopographischer *Räume Stremlow Matthias |
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