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[...] Dag Dags hervorstechende Eigenschaft ist sein Vandalismus, der sich insbesondere auf Wagen der gehobenen Mittelklasse bezieht: in regelmässig auftretenden Ausfällen zerkratzt er mit scharfen Gegenständen Motorhaube und Windschutzscheiben von Wagen der Marke Cutlass Supreme oder *Trans/am. Ansonsten ist er ein Tier*Freundschaftfreund und lässt auch einmal eine Woche sein Bad aus, weil eine Spinne ihr Netz in der Wanne gespannt hat. Im übrigen bezeichnet er sich als "lesbian trapped inside a mans body" (20) womit er sich jeglicher geschlechtlichen und sexuellen Zuordnung entzieht. Dag kommt aus Toronto. Sein Wagen, der direkt vor Andrews Bungalow anhält, trägt Spuren der diagonal verlaufenden Reise vom Nordosten in den Südwesten der USA, die Ontario Nummernschilder bedeckt mit einer Senfkruste aus Oklahomastaub und Insekten aus Nebraska. Dags Existenz in Toronto war die eines Yuppie Wannabes. Er sagt von sich: "I was both thrilled and flattered an achieved no small thrill of power to think that most manufacturers of life-style accessories in the Western world considered me their most desirable target market" (22). Es gehörte zu Dags gewohnheitsmässigen Überzeugungen, dass Menschen in dieser Welt nur deshalb berühmt werden, weil andere Leute viel Geld dabei verdienten. Als er jedoch eines Morgens das Fenster seines liebevoll "Veal-fattening Pen" genannten Arbeitsplatzes nicht öffnen kann und die mit *Bürogiftstoffen und Viren gesättigte Luft aus der Klimanlage bei ihm Kopfweh und Brechreiz auslöst, kommt es zum Emotional Ketchup Burst nach einem letzten Show-Down mit Martin, dem ebenso verhassten wie beneideten Ex-Hippie-Boss (Stichwort: Boomer Envy) verlässt Dag die Firma. Nach dem Ausstieg folgt der Abstieg, in den untersten Etagen der Gesellschaft zweifelt Dag an sich und seinem Leben und hält sich mit Depressionsdiät ("a total salad bar of downers and antidepressants" (34)) über Wasser. Rückblicken resümiert Dag seinen Mid-Twenties-Breakdown und die sich ihm anschliessende Flucht nach Palm Springs folgendermassen: "So the point of all of this was that I needed a clean slate with no one to read it. I needed to drop out even further. My life had become a series of scary incidents that simply werent stringing together to make for an interesting book, and God, you get old so quickly! Time was (and is) running out. So I split to where the weather is hot and dry and where the cigarettes are cheap. Like you and Claire. And now Im here" (36). [...] Ausschnitt aus: Wo spielt Couplands Generation X? Eine Reise durch den Westen Nordamerikas Kolberg Sonja [...] Während wir die letzten 600 Höhenmeter bis zum Hospiz in Angriff nehmen, vertraut sich Goethe in Hospental der Reisepost an, die im Sommer über den Pass fährt. Er hat uns instruiert: "Der Weg geht an der über Felsen sich immer hinabstürzenden Reuss hinauf, und die Wasserfälle bilden hier die schönsten Formen." Auf dem teilweise von der Armee restaurierten Saumweg gelangen wir in drei Stunden durch die grün-graue Felslandschaft zur Passhöhe. Das Alte Hospiz spiegelt sich in den schneegesäumten Seelein. Dort leben allerdings seit langem keine gast*Freundschaftfreundlichen Kapuziner mehr. Der Pass ist im Winter geschlossen, im Sommer herrscht an schönen Tagen sehr weltlicher Touristenrummel. Bis 18 Uhr bleibt noch Zeit, um das "Museo Nazionale del San Gottardo" zu besuchen. Dort treffen wir unseren Dichter wieder als *Porträt in einer Vitrine. Ein kleiner Zettel klebt am Glas. Wir entziffern in deutscher Schrift: "Bin weiter nach Italien. Schönstens grüssend G." [...] Ausschnitt aus: Mit *Goethe zum *Gotthard Ein Wandervorschlag für GermanistInnen und andere Bewegte Wyder Margrit Als nicht der Literaturwissenschaft Angehörender vermag ich weder zu ihr noch zu Michael *Böhlers wissenschaftlichem Arbeiten etwas Substantielles zu äussern. Die einzige Legitimation dieses Beitrags besteht darin, dass ich in der Jugendzeit das war, was man wohl in der Literatur einen «Busen*Freundschaft nennt. Später wurden die Begegnungen seltener, wie es eben so geht, wenn die Lebenswege ihren eigenen geographischen, beruflichen und familiären Verlauf nehmen, aber die gemeinsam durchschrittene Wegstrecke wirft bis heute zuweilen ihr Echo zurück auf mein heutiges Tun und Erleben. Wie weit *Michael Böhlers wissenschaftliche Arbeit ebenfalls von solchem Nachhall mitgeprägt ist, mögen andere beurteilen. Welche Relevanz Wechselwirkungen zwischen eigenem Erleben und Schaffen für die Literaturwissenschaft haben, schien mir jedenfalls eine für den Jubilaren zeitweilige wichtige Fragestellung zu sein. Es entzieht sich allerdings meiner Kenntnis, wo der Prozess der Antwortfindung heute steht, und infolgedessen muss ich es auch Berufeneren überlassen, über die Relevanz der folgenden biographischen Notizen zu befinden. [...] Ausschnitt aus: Autobiographische Notizen zu Michael *Böhler Lutz Christian |
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