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So fallen einem bei der *Hollywoodproduktion der 90er Jahre immer wieder Heldinnen auf, deren Funktion darin besteht, die ihnen vorgeschriebene Position innerhalb ihrer Gemeinschaft auszuhandeln, und dabei entweder eine Gegenstimme zum Abgesang einer sinnentleerten *Männlichkeit oder eine ironische Distanz zur Verblendung ihrer Gegenspieler einzunehmen. Wes Craven wählt in seiner dunklen slasher-Komodie *Scream ganz bewußt teenager und college-Studenten als Protagonisten. Als *Jugendliche einer randständigen Klasse zugehörend können sie es sich noch erlauben, verdrängte und verbotene Verhaltensweisen auszukosten. Doch es ist seine von Neve Campbell gespielte Heldin, die jene Umschrift der Realitätsdefinition unternimmt, die ein Prinzip Hoffnung erlaubt. Mit der Tatsache konfrontiert, daß sie ihrer Vergangenheit nicht entkommen kann, schafft sie sich dennoch innerhalb der vorgegebenen Parameter die Freiheit, den Ausgang ihrer Geschichte selbst zu entscheiden. Während ihr *Geliebter, der sich als Mörder ihrer Mutter entpuppt, sie tödlich mit seiner Waffe bedroht, und ihr das von ihm ausgedachte Mordszenario erklärt, antwortet sie: ‘not in my script!’ Sie erkennt zwar, daß sie das Genre der Geschichte, die sie durchspielen muß, nicht ändern kann. Aus dem Horrorszenario kann keine seichte Liebeskomödie werden. Doch weil sie die ihr aufgezwungene Situation auch als script begreift, kann sie ihre Rolle in ihrem Interesse umgestalten. Wes Craven läßt sie ihren Widersacher erschießen und zeigt uns damit einen Ausweg aus einer selbstgefälligen Hilflosigkeit. Die von ihm angebotene *utopische Denkfigur lautet: die Realität wird von den Charakteren selbst postuliert. Als notwendiges gesellschaftliches script kann sie immer auch neu ausgehandelt werden.

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Ausschnitt aus: Eurydikes starke Schwestern. Gedanken zur Krise der *Männlichkeit im *Hollywood *Kino der 90ger Jahre
*Bronfen Elisabeth











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Die Versgruppe unter der Zeile Fleissig bezieht ihren Reiz aber auch daraus, dass man darin auf engstem *Raum die Denkfigur des Hegelschen Dreischritts erkennen kann, die für Hölderlin so wichtig war. Der Sämann übt sein Tun in täglicher Routine, ohne sich viel mehr dabei zu denken. In der über ihrem Strickstrumpf eingeschlafenen Frau fällt sein Blick auf eine Negation allen und damit auch seines eigenen Tuns. Und das bringt ihm zum Bewusstsein, dass er etwas tut und was er tut, eben fleissig zu sein. Dass die Untätige eine Frau ist ("eine" ist wohl wie im Schweizerdeutschen leicht despektierlich), mag ihm auch ein Bewusstsein seiner *Männlichkeit einflössen. Kurz, der Anblick der zur Unzeit über ihrer Arbeit Eingeschlafenen, darum liebt er ihn, verhilft dem Sämann zum Bewusstsein seiner selbst. Fleiss erweist sich so nicht als etwas Primäres, sondern als Reflexionskategorie. - Von der Alltagserfahrung aus gesehen ist diese Liebe überraschend. Man könnte erwarten, dass der Tätige die am hellen Tag *Schlafende beneidet und deshalb auf sie schimpft, oder dass er sie gar verachtet und gering schätzt. Hölderlins Sämann liebt in der über dem Stricken eingeschlafenen Frau eine, die sich zu seiner Negation hergibt und ihm damit bei seinem kreativen Tun zum Selbstbewusstsein verhilft.

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Ausschnitt aus:
Für Michael *Böhler*
Pestalozzi Karl





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